Projektdokumentation Einsteins Kinder®

Projektevaluation

Das Projekt „Einsteins Kinder“ begann nach den Herbstferien 2013 und erstreckt sich über einen Zeitraum von ca. 3 Jahren. Die universitäre Begleitung während der gesamten Zeit erfolgt durch Frau Anja Groß. Sie steht als Ansprechpartnerin jederzeit den beteiligten Schulen, Frau Sommer und den Studierenden zur Verfügung. In der wissenschaftlichen Begleitstudie werden sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsfragen untersucht. Dabei werden die nachfolgenden Kompetenzen der Kinder systematisch erhoben und prozessbezogen ausgewertet:  

  • Die sozial-emotionalen Fähigkeiten der Schüler werden mit Hilfe wissenschaftlich erprobter Messinstrumente erhoben, insbesondere das Emotionswissen, das Wissen über Emotionsregulationsstrategien und die Problemlösefähigkeiten und das Verstehen von sozialen Situationen.
  • Die psychische Gesundheit der Kinder mittels standardisiertem Screeningverfahren (SDQ).
  • Durch ein standardisiertes Verfahren wird das Klassenklima untersucht. Es können soziale Beziehungen der Schüler untereinander sowie das soziale Gefüge der Klasse aufgezeigt werden.
  • Die Erfassung des Lern- und Arbeitsverhaltens der Schüler zeigt ihre Kompetenzen in den Bereichen Anstrengungsbereitschaft, Konzentration, Selbstständigkeit und Sorgfalt beim Lernen auf.
  • Der akademische Lernerfolg.
  • Umfangreiche Videoaufzeichnungen und –auswertungen der Erzählstunden. 
  • Umfangreiche, qualitative Auswertungen der Kinderzeichnungen
  • Bei der Erhebung werden alle datenschutzrechtlichen Bedingungen beachtet!

Ablauf des Projekts:

  • Erhebung sozial-emotionaler Fähigkeiten, des Lern- und Arbeitsverhaltens, von Verhaltensproblemen und dem Klassenklima zu den 6 Zeitpunkten Oktober/November 2013, Juni 2014, November 2014, Juni 2015, November 2015, Juni 2016. 
  • Die Erhebung findet durch geschulte Mitarbeiter/innen der Universität Köln in Zusammenarbeit mit der Lehrkraft statt. 
  • Die erhobenen Ergebnisse werden jeweils nach den Erhebungszeitpunkten den Lehrkräften und Frau Sommer im Rahmen schriftlicher Kurzberichte und Präsentation mit anschließender Diskussion zur Verfügung gestellt.

Ausblick:

  • Auswertung von Kinderzeichnungen und Videografien
  • Durchführung der nächsten Messzeitpunkte
  • Weitere und differenzierte Auswertungen der Ergebnisse der ersten vier Messzeitpunkte

Ergebnisse der ersten zwei Jahre (Nur Risikokinder)

Deskriptive Ergebnisse

Abbildung 1: Vergleich von zwei MesszeitpunktenAbbildung 1: Vergleich von zwei Messzeitpunkten in der Experimental- und Kontrollgruppe (IDS; Skala soziale Situationen verstehen)

Im Bereich ‚soziale Situationen verstehen‘ ist zu erkennen, dass es über die ersten zwei Jahren einige Schwankungen vor allem in den Erzählgruppen gibt. Während des ersten Jahres hat sich das Wissen über soziale Situationen sehr stark verbessert, blieb jedoch bis zum dritten Messzeitpunkt nicht stabil. Zum Ende des zweiten Jahres wurde hingegen wieder Wissen aufgebaut. Durch die Berechnung einer Varianzanalyse mit Messwiederholung lässt sich über die 2 Jahre ein signifikanter Interaktionseffekt in den beiden Gruppen ermitteln. Die Stärke dieses Effektes lässt sich als Mittel bis Groß einstufen (dkorr (t1-t2) = 1.41; dkorr(t3-t4) = 0.513).

Ein möglicher Erklärungsansatz für die auftretenden Schwankungen könnte sein, dass die Schülerinnen und Schüler zwischen dem zweiten und dritten Messzeitpunkt eine sehr lange Erzählpause hatten, u.a. bedingt durch die Sommerferien. 

Die Werte in der Kontrollgruppe bleiben über die vier Messzeitpunkte stabil und zeigen so gut wie keine Schwankungen auf, wobei die Werte der Kontrollgruppe bereits zu Beginn der Studie bessere Werte aufzeigen, als die Erzählgruppen und somit bereits über ein breiteres Wissen im Bereich des Verstehens von sozialen Situationen zu haben scheinen.

Abbildung 2: Vergleich von zwei MesszeitpunktenAbbildung 2: Vergleich von zwei Messzeitpunkten in der Experimental- und Kontrollgruppe (FEESS; Skala Klassenklima)

Die Bewertung des Klassenklimas erfolgte durch einen Selbstauskunftsbogen der Schülerinnen und Schüler. Hier zeigt sich ein ähnlicher Trend wie in dem Bereich ‚soziale Situationen verstehen‘. Zwischen dem ersten und zweiten Messzeitpunkt schätzen die Kinder der Erzählgruppen das Klassenklima deutlich besser ein und im dritten Messzeitpunkt fällt dieses wieder ab. Am Ende des zweiten Jahres wird das Klassenklima durch die Schülerinnen und Schüler wieder besser eingeschätzt. 

Inferenzstatistisch lassen sich signifikante Interaktionseffekte in den ersten zwei Messzeitpunkten nachweisen, nicht aber von Messzeitpunkt drei zu vier. Allerdings verbessern sich die Werte der Erzählgruppen vom ersten bis vierten Messzeitpunkt insgesamt, wobei die Verläufe in den Kontrollgruppen als eher negativ einzuschätzen sind, wodurch ein eindeutiger Trend in der Entwicklung zu Gunsten der Erzählgruppen zu verzeichnen ist.

Abbildung 3: Vergleich zwischen zwei MesszeitpunktenAbbildung 3: Vergleich zwischen zwei Messzeitpunkten in der Experimental- und Kontrollgruppe (SDQ-Lehrer; Emotionale Probleme)

Der Bereich der emotionalen Probleme wird durch einen Lehrerbogen abgedeckt und zeigt in den Erzählgruppen eine wahrgenommene Schwankung in Bezug auf die emotionalen Probleme. Während Kontroll- und Experimentalgruppen bei fast gleicher Problembelastung starten, entwickeln sich die Gruppen sehr unterschiedlich. Die Werte der Kontrollgruppe steigen über die Zeit an, wobei die emotionale Problembelastung in den Erzählgruppen sich verringert. Auch wenn hier wieder zu Messzeitpunkt 3 ein Anstieg zu erkennen ist, sinkt dieser am Ende des zweiten Jahres wieder ab, während in der Kontrollgruppe die Problembelastung kontinuierlich anzusteigen scheint. Inferenzstatistische Auswertungen zeigen über die vier Messzeitpunkte einen signifikanten Interaktionseffekt auf, der auch durch die ermittelten korrigierten Effektstärken als praktisch bedeutsam einzustufen ist. (dkorr (t1-t2) = -0.55; dkorr(t3-t4) = -0.201)